Mutter/Vaterglück!?

Elternschaft verändern das Leben – das Projekt „Mutter/Vaterglück!?“ stärkt und unterstützt Familien rund um die Geburt.

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Baby-Blues – Tage, die Mütter zum Weinen bringen

„Ich bin bestimmt nicht nahe am Wasser gebaut – doch jetzt kommen mir ständig die Tränen …“

Viele Mütter erleben nach der Geburt ein seelisches Tief. Sie fühlen sich traurig, könnten den ganzen Tag weinen und werden von Stimmungsschwankungen hin und her bewegt – wie Blätter im Wind. Hinzu kommt große Erschöpfung durch die Anstrengungen der Geburt, den Schlafmangel nach durchwachten Nächten und die postpartale Hormonumstellung: Die Mütter werden ruhelos, reizbar, überängstlich und klagen über Konzentrationsmängel – der bekannte Baby-Blues überfällt sie.

Das geht bis zu 80% der Mütter so. Solche postpartalen Stimmungstiefs klingen in der Regel nach wenigen Tagen von selbst ab. Der Baby-Blues an sich ist nicht behandlungsbedürftig. Wenn das Stimmungstief nach der Geburt jedoch länger als 10 Tage anhält, kann daraus eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankungen entstehen. Sprechen Sie zur eigenen Entlastung frühzeitig mit Angehörigen oder einer Fachperson.

Postpartale Depression

„Ich habe mir so sehr ein Kind gewünscht und nun kann ich mich über das Baby nicht freuen, ich verstehe mich selbst nicht mehr.“

Länger als zwei Wochen anhaltende Stimmungstiefs und Erschöpfung können Zeichen depressiver Zustände sein. Ein Krankheitsbild, das nicht leicht zu schultern ist – schon gar nicht für Mütter, die ein Baby zu versorgen haben und in eine ganz neue Rolle hineinwachsen müssen.

Typische Symptome:

  • Schwere Erschöpfungszustände
  • Verlust von Freude
  • Antriebs- und Energielosigkeit, Gefühl der Inneren Leere und Unruhe
  • Ständige Angst, das Baby nicht gut genug zu versorgen oder es zu verletzen
  • Das Gefühl, mit dem Kind überhaupt nichts anfangen zu können
  • Ausgeprägte Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen und zwanghaftes Grübeln
  • Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, bleierne Schwere und Appetitlosigkeit
  • Selbsttötungsgedanken

Etwa 10% bis 15% aller Mütter sind von diesen Beschwerden betroffen – oft, ohne sich über die Folgen klar zu sein. Doch die Chancen auf eine vollständige Genesung stehen gut, wenn frühzeitig professionelle Beratung und Behandlung in Anspruch genommen werden. Ähnliche Symptome können auch bei Vätern auftreten.

Je früher fachliche Hilfe wirksam wird, umso schneller kann die Behandlung zum Erfolg führen. Sollte ein Aufenthalt in einer Klinik notwendig werden, bieten einige Einrichtungen auch eine gemeinsame Aufnahme von Müttern mit ihren Säuglingen und Kleinkindern an.

Durch die Depression kann es schwer werden, eine emotionale Beziehung zum Kind zu finden. Statt Freude schleichen sich Angst, Unsicherheit und Gefühllosigkeit ein. Die Versorgung des Kindes wird zur Last und es fällt zunehmend schwerer, auf das Baby einzugehen und seine Signale zu verstehen. Daraus kann sich eine Abwärtsspirale zwischen Mutter und Kind entwickeln, der eine gute Entwicklung des Babys stören kann.

Befindlichkeitsfragebogen zur Selbsteinschätzung

Die Edinburgh-Postnatal-Depressions-Skala (EPDS) ist ein Fragebogen, der die Stimmungslage der letzten 7 Tage erhebt. Eine hohe Punktzahl deutet auf eine mögliche Depression hin, sagt aber nicht aus, dass mit Sicherheit eine solche vorliegt. Auch ist eine tiefe Punktzahl keine Garantie dafür, dass keine Depression vorhanden ist oder sich später entwickeln kann. Der Fragebogen ersetzt deshalb keine Diagnose. Er gibt aber einen Hinweis darauf, ob die Betroffene eine Ärztin zur genaueren Abklärung aufsuchen sollte. Gerade Frauen, die das Gefühl haben, dass etwas nicht mit ihnen stimmt, können mit der EPDS eine erste Einschätzung ihrer Situation vornehmen.

Es ist sinnvoll, den Fragebogen im ersten Jahr nach der Geburt wiederholt auszufüllen, mit einem Mindestabstand von 2 Wochen. Er kann auch schon während der Schwangerschaft angewendet werden. Bei einem auffälligen Wert sollte eine Fachperson kontaktiert werden.

Den Fragebogen können Sie auch zusammen mit Fachpersonen wie Hebammen, Mütter- Väterberatung oder anderen Fachpersonen rund um die Geburt ausfüllen.

Edinburgh Postnatal Depression Scale (deutsch)